Wer im Stadtkern des Örtchens Daxi durch die Straßen schlendert, wird auf Schritt und Tritt an dessen glorreiche Zeit als wohlhabender Hafen erinnert. Das Städtchen, das administrativ als Bezirk zur nordtaiwanischen Stadt Taoyuan gehört, wurde während der japanischen Kolonialzeit (1895-1945) bekannt, als es ein blühendes Handelszentrum am Dahan-Fluss war.
Nach dem Ende der Kolonialzeit erlebte der Hafen wegen der Zunahme von Straßen- und Schienenverkehr als Handels-Drehscheibe einen Niedergang, und viele Gebäude wurden baufällig. Dank der Bemühungen der örtlichen Gemeinde in den Neunzigerjahren und Finanzhilfe vom Kulturministerium der Republik China (Taiwan) strahlt das architektonische Erbe der Old Street von Daxi heute in neuem Glanz. Liebevoll geschmückte Ladenfronten, welche traditionelle taiwanische Stilelemente und westliche Barock-Architektur mit Steinschnitzerei vereinen, machen einen Besuch zum Erlebnis. Diese Fassaden stammen aus den späten Jahren des Jahrzehnts zwischen 1910 und 1920, als Lokalbeamte ein von Ladeninhabern finanziertes Projekt zur Neu-Entwicklung beaufsichtigten. Die Eigner, die ihren Erfolg zur Schau stellen wollten, wetteiferten darum, mit der eindrucksvollsten Gestaltung aufzuwarten.
Die Arbeit der Gemeinde, die sich hauptsächlich auf die Heping Road konzentrierte, gilt als eines der herausragendsten Beispiele Taiwans für Kooperation zwischen dem öffentlichen und dem privatwirtschaftlichen Sektor bei der Bewahrung von Kulturerbe, findet Chen Chian-huei, Direktor des Daxi Wood Art Eco-Museum. „Von der Konzeption bis zur Umsetzung umfasste das Programm wesentliche Beiträge von Anwohnern und hat sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem Vorbild für andere Initiativen im ganzen Land gemausert.“
Ausbauend auf diesen Anstrengungen läuft derzeit eine neue gemeindeweite Restaurierungsaktion, welche als Teil des Vorausschauenden Infrastruktur-Entwicklungsprogramms der Regierung finanziert wird, um Besucher dazu zu veranlassen, sich nicht nur den Stadtkern anzuschauen, sondern die gesamte Vielfalt der Schätze von Daxis Kulturerbe zu erkunden.
Der Haupt-Schwerpunkt dieser neuen Initiative wurde laut Chen darauf gelegt, die Erneuerungsmaßnahmen über die Heping Street hinaus auf benachbarte Straßenzüge auszuweiten. Neben Geschäftsfassaden werden nun auch mehrere Verwaltungsgebäude aus der japanischen Kolonialzeit restauriert.
Im Mittelpunkt der Arbeit steht das von Chen geleitete Museum. Die von der Kulturabteilung der Stadtverwaltung Taoyuan geführte Institution bietet eine Dauerausstellung über die Geschichte der Gegend sowie Exponate traditioneller Möbel, um die Tradition von Daxis Holzarbeit zu zeigen.
Ferner werden volkstümliche Festlichkeiten und religiöse Aktivitäten der Gegend beleuchtet, indem Workshops finanziert und Führungen geboten werden. „Unsere Arbeit hebt das greifbare und immaterielle Kulturerbe von Daxi hervor“, definiert Chen. „Diese Stadt an sich ist wirklich wie ein großes Freiluftmuseum.“
(Eine ausführlichere Fassung dieses Artikels erschien in der diesjährigen Juli/August-Ausgabe der englischsprachigen Zweimonatszeitschrift Taiwan Review unter dem Titel „Living Museum“ auf den Seiten 30-35. Das Archiv von Taiwan Review ist online abrufbar und umfasst Beiträge, die bis ins Jahr 1951 zurückreichen.)
—Quelle: Taiwan Today, 08/30/2019 (KTJ-E)
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